Archiv des Autors: nationofswell

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Eröffnung: 29. Oktober 2015, 19 – 22 Uhr
Ausstellungsdauer: 30. Oktober – 22. November 2015

Florence Bühr, Rikard Fahraeus, Susanne Högdahl Holm, Lotte Nilsson-Välimaa, Andreas Ribbung, Miia Rinne, Bertram Schilling, Oliver Winheim, Stefan Winkler, Stefan Wischnewski und Matthias Wohlgenannt

Galerie der Künstler

Maximilianstraße 42
80538 München
Tel.: 089 – 22 04 63

Map, Mind, Memory

If this book of mine fails to take a straight course, it is because

I am lost in a strange region, – I have no map!

Graham Greene, The End of the Affair

How do we find our way in the unknown? How do we remember the absent and forget the present? Why and how has the human “territory of knowledge” expanded in some directions and not in others?

Philosophers became geographers through exploring and mapping the frontiers between separate worlds: the sensible world of things and the intelligible world of meaning, the imaginary heavenly world above and the real terrestrial world below, presence and absence.

In today’s societies in which the cultural core consists of  things that are constantly on the move, where motion itself has become the core, old geographical scales and cartographic techniques that impose spatial order on the world could become more and more obsolet.

In this digital era, with global, mechanized mapping and image-taking systems constantly running, the massive virtual archives that accumulate can exceed the reality of the actual landscape.

The group-show „Map, Mind, Memory“ circulates around these topics.

By illuminating the connections between spatial order, everyday perception and personal experience the participating artists create new imaginative and unexpected panoramas of the world around us. The works presented in Munichs’ Galerie der Künstler both critique and embody the way personal maps and mapping through tools and technologies shape our awareness of the world.The theme unfolds through texts, painting, drawing, photography, sculpture, installations, videos and performances.

”Map, Mind, Memory“ is a collaboration between German, Swedish, Finnish and Portuguese artists.

////////////////////German///////////////////////

Einführung + Ausblick

Woher wissen wir, wo wir gerade sind?

Was für Bilder machen wir uns von unserer Umgebung?

Wie kommen wir von A nach B und wie speichern wir diese Informationen?

Welche Städte, welche Landschaften bilden die Bühnen und Schauplätze unserer Träume?

Wie verändern neue Technologien und Medien unsere Weltsicht, unseren Blick auf „Raum“, auf „Landschaft“ ?

„Map, Mind, Memory“ kreist um die Frage wie wir uns in einer sich rapide ändernden Welt, in der Grenzen nicht mehr eindeutig zu ziehen sind, in der sich Natur und menschliche Eingriffe zunehmend durchdringen, zurechtfinden, orientieren und  konstruieren.

Die beteiligten Künstler schöpfen bei ihrer Arbeit aus dem Überangebot der medialen Bilderflut, wissenschaftlichen und literarischen Quellen, dem riesigen Fundus der Kunstgeschichte. Geografisch, kulturell und zeitlich auseinanderliegendes wird mit persönlichen Erfahrungen und Projektionen abgemischt und neu aufbereitet.

Gerade in den Überschneidungsbereichen zu Geographie, Geoinformatik und der Hirnforschung suchen die Künstler nach Reibungsflächen für eine Neuausrichtung des eigenen Blicks.

„Map, Mind, Memory“ wird vom Bayerischen Staatsministerium, dem Bezirk Oberbayern, dem Kulturreferat München, dem Berufsverband Bildender Künstler, der Helge Ax: son Johnson Stiftung, Stockholm und dem schwedischen Kunstfonds Konstnärsnämnden unterstützt.

Past Exhibitions

MEWO Kunsthalle | ‚3+3‘ EinladungMEWO

Eröffnung Freitag, 9. Mai 2014, 19 Uhr

MEWO Kunsthalle
Bahnhofsstraße 1
87700 Memmingen
Für die Ausstellung ›3+3‹ laden drei Künstlerinnen aus der Region – aus Memmingen, Kempten und Egg an der Günz – drei weitere Künstler in die MEWO Kunsthalle ein. Ihre Arbeiten werden durch die Arbeiten der Gäste ergänzt und erläutert, Verwandtschaften werden sichtbar und Bezüge offenbar. In diesem Zusammenspiel entsteht ein Einblick in die künstlerische Produktion der Region, der gleichzeitig
auch verdeutlicht, dass Kunst immer aus einem weitreichenden Netzwerk von Kontakten und Einflüssen entsteht. Die Ausstellung präsentiert sich medial außerst vielfältig: sie enthält Plastiken aus Stoff und Keramik, Holzskulpturen, Fotografien, Videos, gezeichnete Filme, Bleistift- sowie Tuschzeichnungen.Florence Bühr (*1978 in Kempten, lebt in München und Portugal) + Paul Hiller (*1984 in Görlitz, lebt in München)
Caro Kiemle (*1975 in München, lebt in Egg an der Günz) + Kristina Herz (*1970 München, lebt in München)
Corinna Theuring (*1977 in Wangen, lebt in Memmingen) + Thomas Putze (*1968 in Augsburg, lebt in Stuttgart)

(Microsoft Word - 2013-05-03_Florence_B374hr.doc)

Mindscapes sind Fotomontagen von Landschaften, Meer und Urbanisation, die physikalisch plausibel erscheinen, deren Erscheinungsform aber nicht natürlich wirkt.
Die aus meist mehreren Scans von Mittelformatfotos zusammengesetzten Collagen verzerren die Wirklichkeit,
wobei der Grad der Verfälschung für die Künstlerin keine Rolle spielt, sondern vielmehr die Stimmung, die die Bildkomposition vermittelt.

Katalogtext:

Wie wirklich ist die Unwirklichkeit?

„Ich mache Landschaften aus dem, was ich empfinde.“
Bernardo Soares, Das Buch der Unruhe

An diesen Bildern ist etwas Eigenartiges. Auf den ersten Blick scheinen es normale Fotografien zu sein, doch beim genaueren Hinsehen findet man „Fehler“: Mal stimmt ein Schatten nicht oder die Perspektive, mal schimmern die Reflexe von zwei Sonnen im Meer. Die zusammengesetzten Bilder von Florence Bühr stellen Orte und Szenen dar, die es so in der Realität nicht gibt. In ihrer Erinnerung gibt es sie schon:

„Es sind ‚Mindscapes‘ von Orten, die mich fasziniert haben.“

Die Fotografin beginnt im Winter 2002 das erste Mal mit dem Zusammensetzen von Bildern, um sich – nach einem Aufenthalt auf Teneriffa ins kalte Deutschland zurückgekehrt – mit der Wärme und dem Licht der Ferne zu umgeben.

„Der Ausschnitt meiner Kleinbildfotos war mir zu eng; ich wollte mehr Weitwinkel. Denn ein weiterer Winkel ist unserem Sehen ähnlicher. Also fing ich an meine Fotos aneinander zu reihen. Dass das Bild am Ende nicht genau der Wirklichkeit entsprach, war mir egal; mein Ziel war es die Stimmung dieser Orte fest zu halten.“

2003 führt sie diese Idee weiter und verwendet ausschließlich analoge Mittelformat-Bilder als Bausteine für ihre Collagen.
Die Bildteile sind meistens an unterschiedlichen Orten aufgenommen, zum Beispiel in der gleichen Stadt, aber nicht am gleichen Ort – oder zumindest nicht unmittelbar. Die Arbeiten sind also nicht mit Panoramafotos zu verwechseln, bei denen ein Motiv mehrmals in verschiedenen horizontalen Winkeln aufgenommen und dann zusammengesetzt wird.

Im Gegenteil, denn anfangs passen sie meist an den Kanten überhaupt nicht zusammen und müssen erst lange am
Computer bearbeitet werden, um einen nahtlosen Übergang zu schaffen.

„Anfangs wollte ich die Bilder perfekt machen, aber dann bemerkte ich, dass es für den Betrachter viel interessanter ist, wenn er ‚Fehler’ entdecken kann. In einer Zeit der digitalen Perfektion, hat das nicht ganz Perfekte für mich einen
gewissen Charme.“

Die Collagen entstehen wie unsere Erinnerungen: Im Kopf stückeln wir uns Bilder zusammen, die wir bewusst oder unbewusst selektiert und memorisiert haben. Meistens stimmen die Zusammensetzungen in unsrem Gedächtnis nicht;
oft kehrt man an einen Ort zurück und wundert sich, dass in der Erinnerung alles ein wenig anders war. Trotzdem ist aber die Atmosphäre des Ortes meist dieselbe, ob die Erinnerung an die Details korrekt war oder nicht.

Florence Bühr nennt ihre Bilder „Mindscapes“, weil es Landschaften sind, die in ihrem Kopf entstehen. In der Psychologie gibt es diesen Begriff schon. Er wird als „a mental or psycho-logical scene or area of the memory“ definiert.

„Beim Zusammensetzen bin ich erst fertig, wenn ich eine Art Moment erreiche. Ich bin auf der Suche nach der Magie, die diese Orte für mich haben. Oft kommt die Atmosphäre einer Stadt, eines Landes, einer Insel oder einer Küste vom Licht oder von der Architektur der Häuser oder von den Menschen auf den Straßen. Alles lebt, strahlt, wirkt mal schön, mal be-drohend, für den einen mehr für den anderen weniger.
Manche Orte faszinieren mich, manche weniger; manche haben das gewisse Etwas, aber ich kann nicht erklären warum. Ist es die Konstellation von Architektur und Landschaft, das Zusammenspiel der Farben? Oder ist es nur meine Stimmung, eine Projektion?
Je ferner die Erinnerung rückt, umso verfälschter wird sie, umso mehr existiert sie als eine Realität, die aus emotionalen  Assoziationen in unseren Köpfen besteht.
Unsere Erinnerungen sind kein bildhafter Abzug der Wirklichkeit, sie sind weit mehr.“

Ausgehend von dieser subjektiven Wahrnehmung, ist es für die Künstlerin unwichtig, ob das von ihr gestaltete Bild noch der ohnehin nur scheinbaren Wahrheit der Originalfotos entspricht oder nicht. Wichtig ist, dass es das enthält, was die Faszination ausgelöst hat.

„In Portugal war es das Nachmittagslicht am Meer. Die Sonne steht dort an der Westküste so tief, dass sie durch die
Reflektion auf der Wasseroberfläche noch strahlender wirkt. Die Badenden am Strand werden dadurch zu dunklen,
tanzenden Silhouetten in einem glitzernden Lichtermeer.
In Kenia waren es die Schatten der Bäume auf Sandboden, weil die Mittagssonne so nah am Äquator meist im Zenit steht und ein ganz eigenes Licht- und Schattenspiel ergibt.“

Florence Bühr hat die Erfahrung gemacht, dass diese Stimmungen manchmal auf den Betrachter „weitertransportiert“ werden und bei ihm die Erinnerung an einen ganz anderen Ort auslösen können. Sie drückt mit ihren Mindscapes zwar ihre subjektive Sichtweise aus, doch diese bleibt für den Betrachter intersubjektiv nachvollziehbar, da es sich um universelle
Erfahrungen handelt:

„Wenn ein Betrachter durch ein Strandbild von Portugal an einen Strand auf Bali erinnert wird, würde ich sagen, dass mein Bild der Auslöser für seine Erinnerung war, weil beide Orte etwas Ähnliches hatten, das gleiche Licht vielleicht, und in Verbindung damit womöglich ein ähnliches Gefühl von Glück und Freiheit.“

Barbara Off und Florian Schmid-Höhne

Vita

 Florence Bühr

 geb. 1978 in Kempten ( Allgäu)

1997 Teilnahme am Kunstsommer Irsee, Malerei bei Peter Bömmels

1999 Teilnahme am Kunstsommer Irsee, Video und Installation bei Klaus vom Bruch

2000 bis 2006 Akademie der Bildenden Künste München, Medienkunst, Prof. Klaus vom Bruch

2003/ 2004 Stipendium, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

2006 Abschlussdiplom, Akademie der Bildenden Künste München

Lebt und arbeitet in München und Anglet (Frankreich)

 

Preise und Förderungen

 2009 Debutantenausstellung des BBK Schwaben Süd e.V. mit Katalogförderung, unterstützt vom bayerischen   Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und von der LfA Förderbank Bayern, Kunsthalle Kempten


2011 Förderpreis der Dr. Rudolf Zorn Stiftung, Kempten

 

Einzelausstellungen

Kunsthalle Kempten, Debutantenausstellung des BBK Schwaben Süd e.V, 2009

Goehte Institut München, 2012

Salon für Kultur und Kommunikation, Clemensstr, 9, München, 2013